Vespa Primavera S 125 im Kompakttest: Eine Klasse für sich (2024)

Sie hat es geschafft. Trotz widriger Umstände, feuchtkaltem Nebel und Regen bei der Testfahrt, ausgerechnet im Sehnsuchtsland der Deutschen, in Italien. Und doch: Schon nach wenigen Metern zaubert die Vespa Primavera S 125 der zuvor eher mäßig gelaunten Testerin in der Toskana ein Dauerlächeln ins Gesicht. Wie macht sie das bloß?

Auch für große Fahrer passend

Zum Beispiel, indem sie ihr Licht unter den Scheffel stellt. Sie kann nämlich mehr, als man ihr auf den ersten Blick zutraut. Die Primavera S 125 ist eines der kleinsten Vespa-Modelle, ausgestattet mit der schmaleren der beiden erhältlichen Karossen: "Small Body" nennen Kenner das. Keine zwei Meter lang und nur 70 Zentimeter breit wirkt sie so winzig, dass sich eher groß gewachsene Menschen bei ­ihrem Anblick unwillkürlich fragen, wie um Himmels willen sie da draufpassen sollen. Antwort: problemlos. Zu den hervorstechenden Eigenschaften der Vespas zählt von jeher, dass jeder Fahrer, ob klein oder groß, dick oder dünn, auf ihr einen angenehmen Sitzplatz vorfindet. Nichts drückt, nichts zwickt, der Lenker liegt auf optimaler ­Höhe, die Beine lassen sich kommod verstauen. Erster Pluspunkt.

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Beschwingt zieht die Vespa Primavera S 125, auf Deutsch "Frühling", in diesen seltsamen italienischen Frühherbsttag und lässt ihren Ursprungsort, das riesige Rollerwerk in Pontedera nahe Pisa, schnell hinter sich. Wobei "beschwingt" und "schnell" eher relativ zu verstehen sind: Gerade mal 11 PS holt die kleine Vespa aus ihrem luftgekühlten Einzylinder, weniger als die meisten anderen 125er-Roller. Ihr maximales Drehmoment von 10,4 Nm sorgt für einen recht munteren Antritt, doch auch das können viele Konkurrenten besser. Wichtiger als die schnöden Daten ist aber, dass das Gesamtpaket stimmt. Die Leistung harmoniert perfekt mit dem "Vespino", wie die Italiener die Vespa mit der kleinen Karosserie nennen. Wieder ein Pluspunkt.

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Stadtverkehr ist Domäne der Vespa Primavera S 125

Fröhlich schnurrt die Kleine schon bald durch die Altstadt von Pontedera. Auf dem holprigen Asphalt könnte etwas mehr Komfortfederung nicht schaden, denn die Vespa Primavera S 125 bescheidet sich mit ­einem Monofederbein, das allerdings gut abgestimmt ist. Dennoch setzt das einen Minuspunkt. Dafür prasseln die Pluspunkte in der Folge wie der toskanische Sturzregen, denn der Stadtverkehr ist die absolute Domäne der Primavera. Geschmeidig schlängelt sie sich durch enge Gassen und schummelt sich gekonnt an langen Staus vorbei, gibt sich aber auch beim Ampelstart keine Blöße. Sie schwimmt nicht im Verkehrsfluss mit, sondern hat ihre Stahlblechnase meist ganz vorn. Erstaunlich, wie viel Spaß eine City-Tour mit dem richtigen Untersatz macht. Die Route durch Pontedera gibt derweil das Navi vor, denn die hier getestete S-Version verfügt über ein 4,3 Zoll großes, übersichtliches und fröhlich buntes TFT-Display. Mittels der App "Mia" verbindet es sich mit dem Smartphone und stellt damit die Connectivity her. Das wiede­rum bedeutet, dass das Handyeigene Navi im co*ckpit erscheint. Zwar nur als sogenannte Turn-by-Turn-Navigation mit Pfeilen, doch das System funktioniert gut. Mit einem Headset kann man sich die Wegweisung auch anhören, ebenso wie Musik oder Telefonanrufe tätigen.

Zwischenstopp im Piaggio-Museum, wo neben der Ur-Vespa von 1946 auch Motorräder der Konzernschwestern Aprilia, Moto Guzzi und Gilera stehen. Beim Parken stellt sich heraus, dass der Vespa Primavera S 125 der Seitenständer fehlt, den gibt’s nur gegen Aufpreis. Ein dicker Minuspunkt. Immerhin hüpft die kleine Wespe aber fast von selbst auf den Hauptständer, was das Manko erträglicher macht. Gut dagegen: Unter die aufklappbare Sitzbank passt ein erwachsener Jet-Helm, nicht nur ein Mini-Cap. Zusammen mit dem Handschuhfach und einem Haken für Taschen im Beinschild ergibt sich erstaunlich viel Stauraum. Noch mal ein Plus.

Für Schnellstraßen untermotorisiert

So faszinierende Geschichten aus der Historie das Piaggio-Museum auch erzählt, die Vespa Primavera S 125 braucht Auslauf. Also raus aus der Stadt Richtung Süden, in die Gegend um Volterra und San Gimignano. Auf Schnellstraßen wirkt die kleine Vespa untermotorisiert, denn mehr als 91 km/h sind nicht drin, und auch die nur mit Anlauf. Deutlich erfreulicher läuft es auf den schmalen, wenig befahrenen Landstraßen in den sanften Hügeln. Unbedrängt von Autos oder Lastern entwickelt die Primavera hier einen angenehmen Rhythmus. Auf ihren Zwölf-Zoll-Rädern rollt sie stabil und schräglagentauglich durch die toskanische Kurvenwelt. Steilere Passagen machen ihr allerdings zu schaffen, ebenso der scharfe Wind, der den morgendlichen Regen am Nachmittag ablöst und sie mit seiner Wucht hin und wieder versetzt. Eine Rennsemmel wird aus ihr wohl nicht mehr.

Den Anspruch hat sie aber ohnehin nicht, sie ist für die Stadt geschaffen. Kein Parkplatz, keine Lücke ist für sie zu klein, sie kommt überall durch. Und sie macht sich prächtig vor dem Café auf der Piazza in Pontedera, wo die Schlussbetrachtung stattfindet.

Fazit

Viele Plus-, aber auch Minuspunkte, wo steht die Vespa Primavera S 125 nun? Im Grunde für sich allein. Dem Mutter­konzern Piaggio ist es gelungen, sie über Jahrzehnte immer wieder zu aktualisieren, ohne ihr die faszinierende Ausstrahlung zu nehmen. Die Primavera hat durchaus Macken, und sie ist teuer. Aber das sieht man ihr unwillkürlich nach, denn sie ist nun mal das Original. Eben eine Klasse für sich.

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